Anhang 7c: Markus 10:11-12 und die falsche Gleichheit im Ehebruch

Diese Seite ist Teil der Reihe über die Verbindungen, die Gott akzeptiert, und folgt dieser Reihenfolge:

  1. Anhang 7a: Jungfrauen, Witwen und Geschiedene: Die Verbindungen, die Gott akzeptiert
  2. Anhang 7b: Die Scheidungsurkunde — Wahrheiten und Mythen
  3. Anhang 7c: Markus 10:11-12 und die falsche Gleichheit im Ehebruch (Aktuelle Seite).
  4. Anhang 7d: Fragen und Antworten — Jungfrauen, Witwen und Geschiedene

Die Bedeutung von Markus 10 in der Lehre über die Scheidung

Dieser Artikel widerlegt Fehlinterpretationen von Markus 10:11-12, die nahelegen, Jesus habe Gleichheit von Mann und Frau im Ehebruch gelehrt oder Frauen könnten im jüdischen Kontext die Scheidung einleiten.

FRAGE: Ist Markus 10:11-12 ein Beweis dafür, dass Jesus Gottes Gesetz zur Scheidung geändert hat?

ANTWORT: Es ist kein Beweis — nicht einmal annähernd. Das wichtigste Gegenargument zu der Auffassung, dass Jesus in Markus 10:11-12 (1) lehrt, eine Frau könne ebenfalls Opfer von Ehebruch sein, und (2) eine Frau könne ebenfalls ihren Mann scheiden, ist die Tatsache, dass ein solches Verständnis der allgemeinen Lehre der Schrift zu diesem Thema widerspricht.

Ein grundlegendes Prinzip theologischer Exegese ist, dass keine Lehre auf der Grundlage eines einzelnen Verses aufgebaut werden darf. Der gesamte biblische Zusammenhang ist zu berücksichtigen, einschließlich dessen, was andere inspirierte Bücher und Autoren sagen. Das ist ein Grundprinzip, um die doktrinäre Integrität der Schrift zu bewahren und isolierte oder verzerrte Deutungen zu vermeiden.

Mit anderen Worten: Diese beiden aus dem Satz in Markus abgeleiteten Fehlverständnisse sind viel zu gravierend, als dass wir behaupten könnten, Jesus habe hier alles geändert, was Gott seit den Patriarchen zu diesem Thema gelehrt hat.

Wenn dies wirklich eine neue Weisung des Messias wäre, müsste sie auch an anderer Stelle — und deutlicher — erscheinen, insbesondere in der Bergpredigt, wo das Thema Scheidung behandelt wird. Wir würden etwa lesen:
„Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Ein Mann darf seine Frau verlassen und eine andere Jungfrau oder Witwe heiraten. Ich aber sage euch: Wenn er seine Frau verlässt, um sich mit einer anderen zu verbinden, begeht er Ehebruch gegen die erste …“

Das gibt es jedoch offensichtlich nicht.

Exegese von Markus 10:11-12

Markus 10 ist stark kontextgebunden. Die Passage entstand in einer Zeit, in der Scheidungen mit minimalen Regeln stattfanden und von beiden Geschlechtern initiiert werden konnten — etwas ganz anderes als die Realität zur Zeit von Mose oder Samuel. Man denke nur an den Grund, weshalb Johannes der Täufer inhaftiert wurde. Dies war das Palästina des Herodes, nicht das der Patriarchen.

In dieser Zeit standen die Juden stark unter dem Einfluss der griechisch-römischen Sitten, auch in Fragen von Ehe, äußere Erscheinung, weiblicher Autorität usw.

Die Lehre von der Scheidung aus beliebigem Grund

Die von Rabbi Hillel gelehrte Lehre der Scheidung „aus jedem beliebigen Grund“ war das Ergebnis gesellschaftlichen Drucks auf jüdische Männer, die — wie es der gefallenen Natur des Menschen entspricht — ihre Frauen verstoßen wollten, um andere zu heiraten, die attraktiver, jünger oder aus wohlhabenderen Familien waren.

Diese Denkweise ist leider bis heute lebendig, auch innerhalb der Kirchen, wo Männer ihre Frauen verlassen, um sich mit anderen zu verbinden — fast immer ebenfalls mit bereits Geschiedenen.

Drei zentrale sprachliche Punkte

Die Stelle in Markus 10:11 enthält drei Schlüsselwörter, die helfen, die eigentliche Bedeutung des Textes zu klären:

και λεγει αυτοις Ος εαν απολυση την γυναικα αυτου και γαμηση αλλην μοιχαται ἐπ’ αὐτήν

γυναικα (gynaika)

γυναίκα ist der Akkusativ Singular von γυνή, ein Begriff, der in ehelichen Kontexten wie Markus 10:11 spezifisch eine verheiratete Frau bezeichnet — nicht „eine Frau“ im allgemeinen Sinn. Das zeigt, dass Jesu Antwort auf die Verletzung des Ehebundes fokussiert ist, nicht auf neue legitime Bindungen mit Witwen oder Jungfrauen.

ἐπ’ (epí)

ἐπί ist eine Präposition, die gewöhnlich „auf“, „bei“, „über“, „in“ bedeutet. Einige Übersetzungen geben sie in diesem Vers mit „gegen“ wieder; das ist jedoch nicht die häufigste Nuance von ἐπί — erst recht nicht im sprachlichen und theologischen Kontext.

In der weltweit verbreitetsten Bibel, der NIV (New International Version), werden zum Beispiel von den 832 Vorkommen von ἐπί nur 35 mit „against“ übersetzt; in den übrigen steht die Bedeutung „auf“, „über“, „in“, „bei“.

αὐτήν (autēn)

αὐτήν ist die feminine Akkusativ-Singular-Form des Pronomens αὐτός. In der Grammatik des neutestamentlichen Griechisch (Koine) in Markus 10:11 legt das Wort „αὐτήν“ (autēn – „sie“) nicht fest, auf welche Frau Jesus sich bezieht.

Die grammatische Mehrdeutigkeit entsteht, weil zwei mögliche Antezedenten vorhanden sind:

  • τὴν γυναῖκα αὐτοῦ („seine Frau“) — die erste Frau
  • ἄλλην („eine andere [Frau]“) — die zweite Frau

Beide stehen im Femininum, Singular, Akkusativ und erscheinen innerhalb derselben Satzstruktur, wodurch die Referenz von „αὐτήν“ grammatisch mehrdeutig wird.

Kontextualisierte Übersetzung

Unter Berücksichtigung des Befundes im Original ist die mit dem historischen, sprachlichen und doktrinären Kontext am besten übereinstimmende Übersetzung:

„Wer seine Frau (γυναίκα) verlässt und eine andere heiratet — das heißt, eine andere γυναίκα, eine Frau, die bereits eines Mannes Ehefrau ist —, begeht Ehebruch auf/über/in/bei (ἐπί) ihr.“

Die Aussage ist klar: Der Mann, der seine rechtmäßige Frau verlässt und sich mit einer anderen Frau verbindet, die ebenfalls schon eines anderen Mannes Frau war (also keine Jungfrau), begeht mit dieser neuen Frau Ehebruch — einer Seele, die bereits mit einem anderen Mann verbunden ist.

Die wahre Bedeutung des Verbs „apolýō“

Was die Vorstellung betrifft, Markus 10:12 biete biblische Unterstützung für eine rechtliche Scheidung, die von einer Frau ausgeht — und sie könne daher einen anderen Mann heiraten —, so ist dies eine anachronistische Deutung ohne Halt im ursprünglichen biblischen Kontext.

Erstens, weil Jesus im selben Vers den Satz damit schließt, dass, wenn sie sich mit einem anderen Mann verbindet, beide Ehebruch begehen — genau wie er es in Matthäus 5:32 sagt. Sprachlich rührt der Fehler jedoch von der eigentlichen Bedeutung des Verbs her, das in den meisten Bibeln mit „scheiden“ wiedergegeben wird: ἀπολύω (apolýō).

Die Wiedergabe als „scheiden“ spiegelt moderne Gepflogenheiten wider; in biblischer Zeit bedeutete ἀπολύω jedoch schlicht: freilassen, loslassen, entlassen, wegschicken — unter anderem für physische oder relationale Handlungen. Im biblischen Gebrauch trägt ἀπολύω keine rechtliche Konnotation; es ist ein Verb der Trennung, ohne formales Rechtsverfahren zu implizieren.

Mit anderen Worten: Markus 10:12 sagt schlicht, dass, wenn eine Frau ihren Mann verlässt und sich während der erste noch lebt mit einem anderen Mann verbindet, sie Ehebruch begeht — nicht wegen rechtlicher Fragen, sondern weil sie einen noch gültigen Bund bricht.

Schlussfolgerung

Die richtige Lesart von Markus 10:11-12 bewahrt die Übereinstimmung mit dem übrigen Schriftzeugnis, das zwischen Jungfrauen und verheirateten Frauen unterscheidet, und verhindert, dass aus einem einzigen, schlecht übersetzten Satz neue Lehren abgeleitet werden.




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