Anhang 7b: Die Scheidungsurkunde — Wahrheiten und Mythen

Diese Seite ist Teil der Reihe über die Verbindungen, die Gott akzeptiert, und folgt dieser Reihenfolge:

  1. Anhang 7a: Jungfrauen, Witwen und Geschiedene: Die Verbindungen, die Gott akzeptiert
  2. Anhang 7b: Die Scheidungsurkunde — Wahrheiten und Mythen (Aktuelle Seite).
  3. Anhang 7c: Markus 10:11-12 und die falsche Gleichheit im Ehebruch
  4. Anhang 7d: Fragen und Antworten — Jungfrauen, Witwen und Geschiedene

Die in der Bibel erwähnte „Scheidungsurkunde“ wird oft fälschlich als göttliche Erlaubnis verstanden, Ehen aufzulösen und neue Verbindungen einzugehen. Dieser Artikel klärt die wahre Bedeutung von [סֵפֶר כְּרִיתוּת (sefer keritut)] in 5. Mose 24:1-4 und [βιβλίον ἀποστασίου (biblíon apostasíou)] in Matthäus 5:31 und widerlegt falsche Lehren, die nahelegen, die entlassene Frau sei frei, erneut zu heiraten. Auf der Grundlage der Schrift zeigen wir, dass diese Praxis, die Mose wegen der Herzenshärtigkeit der Menschen duldete, niemals ein Gebot Gottes war. Diese Analyse macht deutlich, dass nach Gottes Ordnung die Ehe eine geistliche Vereinigung ist, die die Frau an ihren Mann bindet, bis er stirbt, und dass die „Scheidungsurkunde“ dieses Band nicht auflöst, sondern die Frau gebunden lässt, solange er lebt.

FRAGE: Was ist die in der Bibel erwähnte Scheidungsurkunde?

ANTWORT: Es sei klargestellt, dass es — entgegen der Lehre der meisten jüdischen und christlichen Leiter — keine göttliche Anweisung zu einer solchen „Scheidungsurkunde“ gibt; erst recht nicht die Idee, dass die Frau, die sie erhält, frei wäre, eine neue Ehe einzugehen.

Mose erwähnt die „Scheidungsurkunde“ nur als Teil einer Veranschaulichung in 5. Mose 24:1-4, um auf das eigentliche Gebot der Passage hinzuweisen: das Verbot für den ersten Mann, wieder mit seiner früheren Frau zu liegen, wenn sie bei einem anderen Mann gelegen hat (siehe Jeremia 3:1). Übrigens hätte der erste Mann sie sogar zurücknehmen können — durfte aber keinen Verkehr mehr mit ihr haben, wie wir im Fall Davids und der von Absalom geschändeten Nebenfrauen sehen (2. Samuel 20:3).

Das Hauptindiz dafür, dass Mose nur einen Fall illustriert, ist die Wiederholung der Konjunktion כִּי (ki, „wenn“) im Text: Wenn ein Mann eine Frau nimmt … Wenn er etwas Anstößiges [עֶרְוָה, ervah, „Blöße/Nacktheit“] an ihr findet … Wenn der zweite Mann stirbt … Mose baut ein mögliches Szenario als rhetorisches Stilmittel auf.

Jesus stellte klar, dass Mose die Scheidung nicht verboten hat; das bedeutet jedoch nicht, dass die Passage eine formale Autorisierung ist. Tatsächlich gibt es keine Stelle, an der Mose die Scheidung autorisiert. Er nahm lediglich eine passive Haltung angesichts der Herzenshärtigkeit des Volkes ein — eines Volkes, das gerade etwa 400 Jahre in der Sklaverei gelebt hatte.

Dieses irrige Verständnis von 5. Mose 24 ist sehr alt. Zu Jesu Zeiten leiteten Rabbi Hillel und seine Anhänger aus dieser Passage ebenfalls etwas ab, was dort nicht steht: die Vorstellung, ein Mann könne seine Frau „aus jedem beliebigen Grund“ fortschicken. (Was hat „Blöße/Nacktheit“ עֶרְוָה mit „jedem beliebigen Grund“ zu tun?)

Jesus korrigierte diese Irrtümer:

1. Er betonte, dass πορνεία (porneía — etwas Unanständiges) der einzige zulässige Grund ist.
2. Er machte deutlich, dass Mose wegen der Herzenshärtigkeit der Männer Israels nur duldete, was sie den Frauen antaten.
3. In der Bergpredigt, wenn er die „Scheidungsurkunde“ erwähnt und mit dem Satz „Ich aber sage euch“ schließt, verbietet Jesus den Gebrauch dieses Rechtsinstruments zur Trennung von Seelen (Matthäus 5:31-32).

HINWEIS: Das griechische Wort πορνεία (porneía) entspricht dem hebräischen עֶרְוָה (ervah). Im Hebräischen bedeutete es „Blöße/Nacktheit“, im Griechischen wurde es zu „etwas Unanständiges“ erweitert. Porneía umfasst nicht Ehebruch [μοιχεία (moicheía)], da in biblischer Zeit darauf die Todesstrafe stand. In Matthäus 5:32 verwendet Jesus beide Wörter im selben Satz und zeigt damit, dass es sich um zwei verschiedene Dinge handelt.

 

Es ist wichtig zu betonen: Wenn Mose nichts über Scheidung lehrte, dann deshalb, weil Gott ihn nicht dazu angewiesen hat — schließlich war Mose treu und sprach nur, was er von Gott hörte.

Der Ausdruck sefer keritut, der wörtlich „Buch der Trennung“ oder „Scheidungsurkunde“ bedeutet, kommt in der gesamten Tora nur ein einziges Mal vor — nämlich in 5. Mose 24:1-4. Mit anderen Worten: Mose lehrte nirgends, dass Männer dieses Schriftstück benutzen sollten, um ihre Frauen fortzuschicken. Das weist darauf hin, dass es sich um eine bereits bestehende Praxis handelte, die aus der Zeit der Gefangenschaft in Ägypten übernommen wurde. Mose erwähnte lediglich etwas, das man bereits tat, ohne es als göttliches Gebot anzuordnen. Man bedenke, dass Mose selbst etwa vierzig Jahre zuvor in Ägypten gelebt hatte und diesen Rechtsbrauch sicherlich kannte.

Außerhalb der Tora verwendet auch der Tanach sefer keritut nur zweimal — beide Male metaphorisch, in Bezug auf die Beziehung zwischen Gott und Israel (Jeremia 3:8 und Jesaja 50:1).

In diesen beiden symbolischen Verwendungen gibt es keinen Hinweis darauf, dass die Nation, weil Gott Israel eine „Scheidungsurkunde“ gegeben habe, frei gewesen wäre, sich mit anderen Göttern zu verbinden. Im Gegenteil: geistlicher Ehebruch wird im gesamten Text verurteilt. Mit anderen Worten: Selbst symbolisch erlaubt diese „Scheidungsurkunde“ der Frau keine neue Verbindung.

Auch Jesus hat diese Urkunde niemals als von Gott autorisiert anerkannt, um eine Trennung der Seelen zu legalisieren. Die beiden Male, in denen sie in den Evangelien erscheint, stehen bei Matthäus — und einmal in der Parallele bei Markus (Markus 10:4):

1. Matthäus 19:7-8: Die Pharisäer erwähnen sie, und Jesus antwortet, dass Mose den Gebrauch der Urkunde nur gestattet (epétrepsen) habe — wegen der Herzenshärtigkeit —, also nicht auf Gottes Befehl hin.
2. Matthäus 5:31-32, in der Bergpredigt, wenn Jesus sagt:

„Es ist gesagt worden: ‚Wer seine Frau entlässt, gebe ihr eine Scheidungsurkunde.‘ Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt — außer wegen porneía —, macht, dass sie Ehebruch begeht; und wer eine Entlassene heiratet, begeht Ehebruch.“

Diese sogenannte „Scheidungsurkunde“ war also niemals eine göttliche Autorisierung, sondern lediglich etwas, das Mose angesichts der Herzenshärtigkeit des Volkes duldete. Kein Teil der Schrift stützt die Idee, dass die Frau durch den Erhalt dieser Urkunde geistlich freigestellt und frei wäre, sich mit einem anderen Mann zu verbinden. Diese Vorstellung hat in Gottes Wort keine Grundlage und ist ein Mythos. Die klare und direkte Lehre Jesu bestätigt diese Wahrheit.




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