Anhang 3: Die Tzitzit (Quasten, Fransen, Schnüre)

DAS GEBOT, SICH AN DIE GEBOTE ZU ERINNERN

DIE ANWEISUNG DER TZITZIT

Das Gebot der Tzitzit wurde von Gott durch Mose während der 40 Jahre in der Wüste gegeben und verpflichtet die Kinder Israels – sowohl die Einheimischen als auch die Fremden –, Fransen (Tzitzit [ציצת], was Fäden, Fransen oder Quasten bedeutet) an den Ecken ihrer Kleidung anzubringen und einen blauen Faden unter den Fransen einzufügen.

Dieses physische Symbol dient dazu, die Nachfolger Gottes zu kennzeichnen und als ständige Erinnerung an ihre Identität und ihr Engagement für Seine Gebote zu wirken.

DIE BEDEUTUNG DES BLAUEN FADENS

Die Aufnahme des blauen Fadens – einer Farbe, die oft mit dem Himmel und der Göttlichkeit assoziiert wird – betont die Heiligkeit und Bedeutung dieser Erinnerung. Dieses Gebot wird als eines dargestellt, das „durch alle Generationen“ befolgt werden soll, was darauf hinweist, dass es nicht auf eine bestimmte Zeitperiode beschränkt ist, sondern kontinuierlich befolgt werden muss:
„Der Herr sprach zu Mose: ‚Sprich zu den Söhnen Israels und sage ihnen: Durch alle kommenden Generationen hinweg sollt ihr Quasten an den Ecken eurer Kleider anbringen, mit einem blauen Faden an jeder Quaste. Diese Quasten sollen euch daran erinnern, alle Gebote des Herrn zu befolgen und euch nicht von den Begierden eures Herzens und eurer Augen verleiten zu lassen. Dann werdet ihr euch an alle meine Gebote erinnern und sie befolgen und werdet dem Herrn, eurem Gott, geweiht sein.‘“ (4. Mose 15:37-40)

DIE TZITZIT ALS HEILIGES WERKZEUG

Die Tzitzit sind nicht nur dekorativ; sie sind ein heiliges Werkzeug, das Gottes Volk zur Gehorsamkeit führen soll. Ihr Zweck ist eindeutig: Sie sollen die Gläubigen davor bewahren, ihren eigenen Wünschen zu folgen, und sie zu einem Leben in Heiligkeit vor Gott führen.

Durch das Tragen der Tzitzit zeigen die Nachfolger des Herrn ihre Hingabe an Seine Gebote und erinnern sich täglich an ihren Bund mit Ihm.

NUR FÜR MÄNNER ODER FÜR ALLE?

DIE HEBRÄISCHE TERMINOLOGIE

Eine der häufigsten Fragen zu diesem Gebot ist, ob es ausschließlich für Männer oder für alle gilt. Die Antwort liegt im hebräischen Begriff, der in diesem Vers verwendet wird: Bnei Yisrael (בני ישראל), was „Söhne Israels“ (maskulin) bedeutet.

In anderen Versen jedoch, in denen Gott Anweisungen für die gesamte Gemeinschaft gibt, wird die Phrase Kol-Kahal Yisrael (כל-קהל ישראל), also „Versammlung Israels“, verwendet, die sich eindeutig auf die gesamte Gemeinschaft bezieht (siehe Josua 8:35;  5. Mose 31:11;  2. Chronik 34:30).

Es gibt auch Fälle, in denen die allgemeine Bevölkerung mit dem Wort am (עַם) angesprochen wird, was einfach „Volk“ bedeutet und eindeutig geschlechtsneutral ist. Zum Beispiel, als Gott die Zehn Gebote gab: „Da ging Mose zum Volk (עַם) hinab und sagte es ihnen“ (2. Mose 19:25).

Die Wortwahl für das Gebot über die Tzitzit im ursprünglichen Hebräisch zeigt deutlich, dass es speziell an die Söhne („Männer“) Israels gerichtet war.

PRAXIS UNTER FRAUEN HEUTE

Während einige moderne jüdische Frauen und messianische heidnische Frauen ihre Kleidung gerne mit sogenannten Tzitzit schmücken, gibt es keine Hinweise darauf, dass dieses Gebot für beide Geschlechter galt.

WIE MAN TZITZIT TRÄGT

Die Tzitzit sollten an der Kleidung befestigt werden: zwei vorne und zwei hinten, außer während des Badens (natürlich). Einige betrachten es als optional, sie während des Schlafens zu tragen. Wer sie im Schlaf nicht trägt, folgt der Logik, dass der Zweck der Tzitzit eine visuelle Erinnerung ist – was im Schlaf nicht wirksam wäre.

Die Aussprache von Tzitzit ist (zitzit), und die Pluralformen sind Tzitzitot (zitziôt) oder einfach Tzitzit.

DIE FARBE DER FÄDEN

KEIN BESTIMMTER BLAUTON ERFORDERLICH

Es ist wichtig zu beachten, dass die Passage keinen bestimmten Blauton (oder Purpurton) für den Faden angibt. Im modernen Judentum verzichten viele auf den blauen Faden mit der Begründung, dass der exakte Farbton unbekannt sei, und verwenden stattdessen ausschließlich weiße Fäden in ihren Tzitzit. Doch wenn die genaue Farbnuance entscheidend wäre, hätte Gott zweifellos eine klare Anweisung dazu gegeben.

Die Essenz des Gebots liegt im Gehorsam und in der ständigen Erinnerung an Gottes Gebote, nicht in der exakten Farbnuance.

SYMBOLIK DES BLAUEN FADENS

Einige glauben, dass der blaue Faden den Messias symbolisiert, doch es gibt keine biblische Grundlage für diese Interpretation, auch wenn sie ansprechend erscheint.

Andere nutzen das Fehlen einer Einschränkung bezüglich der Farben der übrigen Fäden – abgesehen von der Anforderung, dass einer blau sein muss –, um aufwendige Tzitzit mit mehreren Farben zu gestalten. Dies ist nicht ratsam, da es eine nachlässige Haltung gegenüber Gottes Geboten zeigt, die nicht konstruktiv ist.

HISTORISCHER KONTEXT DER FARBEN

In biblischen Zeiten war das Färben von Fäden teuer, sodass es nahezu sicher ist, dass die ursprünglichen Tzitzit aus naturfarbenem Wollgarn von Schafen, Ziegen oder Kamelen bestanden – höchstwahrscheinlich in Weiß- bis Beigetönen. Wir empfehlen, sich an diese natürlichen Farbtöne zu halten.

Vergleich von drei verschiedenen Arten von Tzitzit mit einer Beschreibung der richtigen Art gemäß dem Gesetz Gottes in der Bibel (4. Mose 15:37-40).

DIE ANZAHL DER FÄDEN

BIBLISCHE ANWEISUNGEN ZU DEN FÄDEN

Die Schrift gibt keine genaue Anzahl an Fäden für jedes Tzitzit vor. Die einzige Anforderung ist, dass ein Faden blau sein muss.

Im modernen Judentum bestehen Tzitzit typischerweise aus vier Fäden, die doppelt gelegt werden, sodass sie insgesamt acht Fäden bilden. Sie enthalten zudem Knoten, die als obligatorisch gelten. Doch diese Praxis, acht Fäden und Knoten zu verwenden, ist eine rabbinische Tradition ohne biblische Grundlage.

EMPFOHLENE ANZAHL: FÜNF ODER ZEHN FÄDEN

Für unsere Zwecke empfehlen wir, entweder fünf oder zehn Fäden für jedes Tzitzit zu verwenden. Diese Zahl wurde gewählt, weil es sinnvoll erscheint, dass die Anzahl der Fäden mit den Zehn Geboten übereinstimmt, wenn der Zweck der Tzitzit darin besteht, uns an Gottes Gebote zu erinnern.

Obwohl es in Gottes Gesetz sicherlich mehr als zehn Gebote gibt, gelten die zwei Tafeln der Zehn Gebote aus 2. Mose 20 seit Langem als Symbol für das gesamte Gesetz Gottes.

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SYMBOLIK DER FADENANZAHL

In diesem Fall könnten:

  • Zehn Fäden die Zehn Gebote in jedem Tzitzit repräsentieren.
  • Fünf Fäden für je fünf Gebote pro Tafel stehen, auch wenn nicht endgültig bekannt ist, wie die Gebote zwischen den beiden Tafeln aufgeteilt waren.

Viele spekulieren (ohne Beweise), dass eine Tafel vier Gebote enthielt, die sich auf unsere Beziehung zu Gott beziehen, während die andere sechs Gebote umfasste, die unser Verhältnis zu anderen Menschen betreffen.

Unabhängig davon ist die Wahl von fünf oder zehn Fäden lediglich eine Empfehlung, da Gott Mose hierzu keine genaue Anweisung gab.

„DAMIT IHR DARAUF SCHAUT UND EUCH ERINNERT“

EIN VISUELLES WERKZEUG ZUM GEHORSAM

Die Tzitzit mit ihrem blauen Faden dienen als visuelles Werkzeug, um die Diener Gottes daran zu erinnern, alle Seine Gebote zu halten und zu erfüllen. Der Vers betont die Bedeutung davon, nicht den Begierden des Herzens oder der Augen zu folgen, die zur Sünde führen können. Stattdessen sollen Gottes Nachfolger sich darauf konzentrieren, Seine Gebote zu befolgen.

EIN ZEITLOSES PRINZIP

Dieses Prinzip ist zeitlos und gilt sowohl für die alten Israeliten als auch für die heutigen Christen, die dazu aufgerufen sind, Gott treu zu bleiben und die Versuchungen der Welt zu meiden. Wann immer Gott uns auffordert, uns an etwas zu erinnern, dann deshalb, weil Er weiß, dass wir dazu neigen, es zu vergessen.

EINE SCHRANKE GEGEN DIE SÜNDE

Dieses „Vergessen“ bedeutet nicht nur, die Gebote nicht im Gedächtnis zu behalten, sondern auch, sie nicht in die Tat umzusetzen. Wenn eine Person im Begriff ist, eine Sünde zu begehen, und auf ihre Tzitzit herabblickt, wird sie daran erinnert, dass es einen Gott gibt, der ihr Gebote gegeben hat. Werden diese Gebote nicht befolgt, gibt es Konsequenzen.

In diesem Sinne dient die Tzitzit als Schranke gegen die Sünde, indem sie die Gläubigen an ihre Verpflichtungen erinnert und ihnen hilft, in ihrer Treue zu Gott standhaft zu bleiben.

„ALLE MEINE GEBOTE“

EIN AUFRUF ZUM VOLLKOMMENEN GEHORSAM

Die Einhaltung aller Gebote Gottes ist entscheidend für die Bewahrung von Heiligkeit und Treue zu Ihm. Die Tzitzit an der Kleidung dienen als greifbares Symbol, das die Diener Gottes an ihre Verantwortung erinnert, ein heiliges und gehorsames Leben zu führen.

Heilig zu sein – für Gott abgesondert zu sein – ist ein zentrales Thema in der gesamten Bibel, und dieses spezifische Gebot bietet eine Möglichkeit für die Diener Gottes, sich ihrer Verpflichtung zum Gehorsam stets bewusst zu bleiben.

DIE BEDEUTUNG VON „ALLEN“ GEBOTEN

Es ist wichtig, auf das hebräische Substantiv kōl (כֹּל) zu achten, das „alle“ bedeutet und die Notwendigkeit betont, nicht nur einige Gebote zu befolgen – wie es in fast jeder Kirche weltweit praktiziert wird –, sondern das gesamte „Paket“ der uns gegebenen Gebote.

Gottes Gebote sind tatsächlich Anweisungen, die treu befolgt werden müssen, wenn wir Ihm gefallen wollen. Dadurch werden wir in die Position gebracht, zu Jesus gesandt zu werden und durch Sein Sühneopfer Vergebung für unsere Sünden zu empfangen.

DER PROZESS, DER ZUR ERLÖSUNG FÜHRT

DEM VATER GEFALLEN DURCH GEHORSAM

Jesus machte deutlich, dass der Weg zur Erlösung damit beginnt, dass ein Mensch dem Vater durch sein Verhalten gefällt (Psalm 18:22-24). Sobald der Vater das Herz der Person prüft und ihre Neigung zum Gehorsam bestätigt, führt der Heilige Geist diese Person dazu, alle Seine heiligen Gebote zu beachten.

DIE ROLLE DES VATERS BEI DER FÜHRUNG ZU JESUS

Der Vater sendet oder „schenkt“ diese Person dann Jesus:
„Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht, und ich werde ihn am letzten Tag auferwecken.“ (Johannes 6:44).
Und auch:
„Dies aber ist der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich keinen von denen verliere, die er mir gegeben hat, sondern dass ich sie am letzten Tag auferwecke.“ (Johannes 6:39).

DIE TZITZIT ALS TÄGLICHE ERINNERUNG

Die Tzitzit dienen als visuelle und physische Erinnerung und spielen eine wesentliche Rolle in diesem Prozess. Sie helfen den Dienern Gottes täglich, in Gehorsam und Heiligkeit standhaft zu bleiben.

Dieses ständige Bewusstsein für alle Seine Gebote ist keine Option, sondern ein grundlegender Bestandteil eines Lebens, das Gott geweiht ist und mit Seinem Willen im Einklang steht.

JESUS UND DIE TZITZIT

Eine Frau mit einem Blutfluss berührt die Tzitzit von Jesus und wird geheilt, gemäß Matthäus 9:20-21.

Jesus Christus zeigte durch Sein Leben die Bedeutung der Erfüllung von Gottes Geboten, einschließlich des Tragens von Tzitzit an Seinen Gewändern. Wenn wir den ursprünglichen griechischen Begriff [kraspedon (κράσπεδον), was Tzitzit, Fäden, Quasten oder Fransen bedeutet] betrachten, wird deutlich, dass genau diese von der Frau mit dem Blutfluss berührt wurden, um Heilung zu empfangen:

„Und siehe, eine Frau, die zwölf Jahre lang an Blutungen litt, trat von hinten an ihn heran und berührte die Quaste seines Gewandes.“ (Matthäus 9:20). Ebenso sehen wir im Markusevangelium, dass viele Jesus‘ Tzitzit berühren wollten, da sie erkannten, dass sie die mächtigen Gebote Gottes symbolisierten, die Segen und Heilung bringen: „Und wo immer er hinging – in Dörfer, Städte oder das Land –, legte man die Kranken auf die Straßen und bat ihn, dass sie wenigstens die Quaste seines Gewandes berühren dürften. Und alle, die ihn berührten, wurden geheilt.“ (Markus 6:56).

DIE BEDEUTUNG DER TZITZIT IM LEBEN VON JESUS

Diese Berichte zeigen, dass Jesus das Gebot, Tzitzit zu tragen, wie in der Tora vorgeschrieben, treu befolgte. Die Tzitzit waren nicht nur dekorative Elemente, sondern tiefgründige Symbole der Gebote Gottes, die Jesus verkörperte und hielt. Dass die Menschen die Tzitzit als eine Verbindung zur göttlichen Kraft ansahen, unterstreicht die Bedeutung des Gehorsams gegenüber Gottes Gesetz für den Empfang von Segen und Wundern.

Jesus’ Gehorsam gegenüber diesem Gebot demonstriert Seine vollständige Unterordnung unter das Gesetz Gottes und dient als kraftvolles Beispiel für Seine Nachfolger, dasselbe zu tun – nicht nur in Bezug auf die Tzitzit, sondern auf alle Gebote des Vaters, wie den Sabbat, die Beschneidung, die Vorschriften zu Haar und Bart sowie die verbotenen Speisen.




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